Ernährung bei Senioren: Mangelernährung im Alter

Ausschnitt: Mangelernährung im Alter ist ein ernstes Problem. Dies kann zu einer Vielzahl von körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen führen!

Mangelernährung im Alter

Mangelernährung im Alter ist ein ernstes Problem. Es tritt auf, wenn der Körper nicht ausreichend mit Energie, Protein und anderen wichtigen Nährstoffen wie Vitaminen versorgt wird. Dies kann zu einer Vielzahl von körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen führen, die die Lebensqualität älterer Menschen erheblich beeinträchtigen können. In diesem Text werden die Definition von Mangelernährung, ihre Auswirkungen, Ursachen, Diagnosemethoden sowie Möglichkeiten der Behandlung und Prävention näher betrachtet. Zudem werden wichtige Nährstoffe und Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung im Alter angesprochen.

Was versteht man unter Mangelernährung?

Mangelernährung tritt auf, wenn es im Körper an Energie, Eiweiß (Protein) oder anderen Nährstoffen wie Vitaminen (z.B. Vitamin B6 + B12) mangelt. Dabei unterscheidet man zwischen quantitativer und qualitativer Mangelernährung. Quantitative Mangelernährung liegt vor, wenn über einen längeren Zeitraum weniger Energie aufgenommen wird als der tatsächliche Bedarf des Körpers erfordert. Qualitative Mangelernährung hingegen tritt auf, wenn ein Mangel an Eiweiß oder anderen Nährstoffen wie Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen besteht. Es ist auch häufig anzutreffen, dass ältere Menschen sowohl unter quantitativer als auch qualitativer Mangelernährung leiden.

Bei jüngeren Senioren tritt qualitative Mangelernährung häufiger auf und kann oft mit Übergewicht einhergehen. Eine unausgewogene Ernährung kann dazu führen, dass trotz eines Kalorienüberschusses wichtige essenzielle Nährstoffe fehlen. Auf der anderen Seite ist quantitative Mangelernährung eher ein Problem für ältere Senioren. Beide Arten von Mangelernährung gehen mit einem möglicherweise schlechteren Verlauf von Krankheiten einher und wirken sich auf viele Körperfunktionen negativ aus.

Welche Rolle spielt Mangelernährung im Alter?

Im fortgeschrittenen Alter leiden ältere Menschen oft unter Mangelernährung und Untergewicht, was zu körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchtigungen führen kann. Mit fortschreitendem Alter nimmt etwa die Muskelmasse oft ab, was als Sarkopenie (Muskelschwund) bezeichnet wird. Daneben tritt auch häufig eine Kachexie auf, eine pathologische Form der Abmagerung. Die Kachexie ist gekennzeichnet durch ungewollten Gewichtsverlust mit Rückgang von Fett- und Muskelmasse, Müdigkeit, Schwäche und verminderter Appetit. Das Syndrom der Verletzbarkeit bei älteren Menschen wird als “Frailty” bezeichnet. Es geht mit Gewichtsverlust, verminderter Ausdauer und Schwäche einher. Müdigkeit und langsames Gehen sind ebenfalls typische Symptome.

Welche Ursachen hat Mangelernährung?

Die Ursachen für Mangelernährung können vielfältig sein. Dazu gehören sowohl körperliche als auch psychische Faktoren. Kau- und Schluckstörungen, ein nachlassender Geruchs- und Geschmackssinn, eine verringerte Magendehnung und eine erhöhte Aktivität der Sättigungshormone sind nur einige Beispiele für körperliche Faktoren, die zur Mangelernährung beitragen können. Psychische Faktoren wie Appetitlosigkeit aufgrund von Medikamenteneinnahme oder soziale Faktoren wie Einsamkeit, der Verlust des Partners oder Partnerin, sowie Angst und Scham, insbesondere wenn um Hilfe beim Essen gebeten werden muss, können ebenfalls eine Rolle spielen.

Darüber hinaus können verschiedene akute und chronische Krankheiten die Nahrungsaufnahme erschweren und somit zu einer verminderten Ernährung führen. Beispiele hierfür sind Demenz, das Zittern bei Morbus Parkinson und Lähmungen nach einem Schlaganfall.

Wie kann eine Mangelernährung festgestellt werden?

Um eine Mangelernährung oder das Risiko dafür festzustellen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Es ist wichtig, nicht nur eine einzelne Methode, wie beispielsweise den Body-Mass-Index (BMI) oder die Messung des Wadenumfangs anzuwenden, sondern eine Kombination mehrerer Methoden, wie es bei einem Screening üblich ist. Ein Beispiel für ein solches Screening ist der Mini Nutritional Assessment (MNA).

Zu diesen Methoden gehören:

1. Regelmäßige Gewichtskontrolle: Eine regelmäßige Überwachung des Körpergewichts kann Veränderungen im Ernährungszustand aufzeigen.

2. Aufmerksame Beobachtung der Seniorin/des Seniors: Das Beobachten des Essverhaltens, der Essmenge und anderer Verhaltensweisen während der Mahlzeiten kann Hinweise auf mögliche Mangelernährung geben.

Welche Folgen kann eine Mangelernährung haben?

Eine langfristig unzureichende Zufuhr von Energie und Nährstoffen hat erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Körperfunktionen. Dadurch weisen mangelernährte Seniorinnen und Senioren eine höhere Sterblichkeitsrate auf und sind einem deutlich erhöhten Risiko für zahlreiche Krankheiten ausgesetzt. Zu den Auswirkungen einer Mangelernährung gehören unter anderem:

1. Verringerung der körperlichen Mobilität

2. Verlangsamte Genesungszeit (Rekonvaleszenz) nach Operationen oder Verletzungen

3. Beeinträchtigte Wundheilung und erhöhtes Risiko für Dekubitus (Wundliegen)

4. Erhöhtes Risiko für Stürze und Knochenbrüche (Frakturen)

5. Neurologische und kognitive Störungen

6. Erhöhtes Risiko für verschiedene Erkrankungen, wie beispielsweise verschiedene Krebserkrankungen

7. Erhöhtes Sterblichkeitsrisiko

8. Verminderte Lebensqualität und allgemeines Unwohlsein



Wie erfolgt die Behandlung einer Mangelernährung?

Eine frühzeitige Behandlung der Mangelernährung ist besonders effektiv, insbesondere bevor ein erheblicher Gewichtsverlust auftritt. Im höheren Alter ist es schwierig und einigen Fällen unmöglich, einen Gewichtsverlust auszugleichen. Es ist deshalb wichtig, die Ursachen für die Mangelernährung zu identifizieren. Die Behandlung erfolgt dann individuell und basiert auf der Essbiographie der betroffenen Person: Was wurde früher gerne gegessen? Welche Speisen schmecken gar nicht?

Eine gute Kommunikation zwischen verschiedenen Berufsgruppen wie Medizin, Pflege, Diätologie, Logopädie und Küche sowie den Angehörigen ist die Grundlage für eine optimale Betreuung, Pflege und Therapie.

Die Ernährungstherapie zur Behandlung von Mangelernährung folgt in der Regel einem Stufenplan. Das Ziel ist es, durch die orale Ernährung (eventuell mit Ergänzung durch Nahrungsergänzungsmittel und/oder Trinknahrungen) eine ausgewogene Ernährung mit hoher Nährstoffdichte sicherzustellen. Gerichte oder einzelne Bestandteile wie Saucen, Suppen, Breie, Kartoffelpüree und verschiedene Desserts können angereichert werden, um die Kalorienaufnahme zu erhöhen. Hochwertige pflanzliche Öle oder Margarine, gemahlene Nüsse und Samen, Schlagsahne, Crème fraîche und Butter eignen sich beispielsweise zur Anreicherung von Speisen. Wenn der Bedarf nicht durch die orale Ernährung gedeckt werden kann, können die Mahlzeiten mit Kohlenhydrat- und Eiweißkonzentraten, Vitamin- oder Mineralstoffpräparaten ergänzt werden. Darüber hinaus stehen speziell angereicherte Lebensmittel sowie Trinknahrungen zur Verfügung.

Zusätzliche Tipps bei Mangel- und Unterernährung

Um Mangel- oder Unterernährung bei älteren Menschen zu vermeiden, sollten kleine Veränderungen im Verhalten beobachtet, der Gewichtsverlauf überwacht und die Energie- und Nährstoffdichte erhöht werden. Appetit und Geschmack können durch kräftiges Würzen angeregt werden, während kleines und mundgerechtes Fingerfood die Handhabung von Messer und Gabel erleichtert. Es ist auch wichtig, die Bedürfnisse jedes Einzelnen zu berücksichtigen und für eine angenehme Essumgebung sowie Abwechslung bei den Mahlzeiten zu sorgen. Eine bedarfsdeckende Zufuhr über den Tag verteilt, kann helfen, eine ausreichende Nährstoffzufuhr sicherzustellen. Allerdings sollten diese Maßnahmen immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Diätologin erfolgen.

Auf welche Nährstoffe sollte im Alter besonders geachtet werden?

Um die Körperfunktionen aufrechtzuerhalten, sind Vitamine und Mineralstoffe erforderlich, die ausreichend über die Nahrung zugeführt werden müssen. Mit zunehmendem Alter gewinnen einige von ihnen eine besondere Bedeutung. Zu den wichtigen Nährstoffen gehören unter anderem:

Vitamin C (u.a. enthalten in: Chilischoten, Petersilie, Grünkohl, Brokkoli, Rosenkohl) 

Vitamin D (u.a. enthalten in: Fischöl, Maitake Pilzen, Karpfen, roher Heilbutt, gesalzene Makrelen)  

Calcium (u.a. enthalten in: Joghurt, Parmesan, Emmentaler, Sojabohnen, Mohn)

Vitamin E (u.a. enthalten in: Rapsöl, Erdnussbutter, Mandeln, Haselnüsse, Süßkartoffeln)

Folat/Fohlsäure (u.a. enthalten in: Kichererbsen, Sojabohnen, Quinoa, Wirsing, Erbsen)

Vitamin B12 (u.a. enthalten in: Kaviar, Austern, feine Leberwurst, Kochwurst, Seelachs)

Magnesium (u.a. enthalten in: Brombeeren, Himbeeren, Kiwi, Erdbeeren, Banane)

Eisen (u.a. enthalten in: Kalbsleber, Rindfleisch, Salami, Schweineleber, Leberwurst)

Zink (u.a. enthalten in: Eier, Mais, Haferflocken, Kürbiskerne, Leinsamen)

Worauf sollten ältere Menschen und deren Angehörige achten?

Im Alter treten zahlreiche körperliche Veränderungen auf. Um dennoch eine ausreichende Versorgung mit Energie und Nährstoffen sicherzustellen, können folgende Tipps helfen:

Vorzug von nährstoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten.

Regelmäßiger Verzehr von fettreichem Seefisch (z.B. Lachs, Makrele) und hochwertigen pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl).

Maßvoller Genuss von Fleisch und Wurstwaren (ca. dreimal pro Woche).

Seltener Konsum von fett- und zuckerreichen Lebensmitteln und Getränken.

Sparsamer Gebrauch von Salz und salzhaltigen Lebensmitteln, vor allem bei Bluthochdruck. Verwendung von Kräutern und Gewürzen als Alternative.

Auswahl schonender Zubereitungsmethoden wie Dämpfen und Dünsten.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 1,5 Liter pro Tag) durch Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie stark verdünnte Obst- oder Gemüsesäfte.

Bewusstes Einbinden von Getränken in den Alltag und Trinken vor dem Durstgefühl (z.B. Wasser oder ungesüßter Tee zu jeder Mahlzeit).

Seltenen Konsum von Alkohol.

Individuelle Anpassung der Ernährung bei ernährungsbedingten Erkrankungen in Absprache mit einer Diätologin/einem Diätologen.

Hinweis: Viele Menschen leiden im Alter vermehrt an Verstopfung. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, eine erhöhte Ballaststoffzufuhr durch Vollkornprodukte, Obst und Gemüse sowie altersgerechte Bewegung können Verstopfung vorbeugen. Bei anhaltender Verstopfung sollte eine Ärztin/ein Arzt konsultiert werden.

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Franziska Sauter

Gründerin von CARE-by-SAUTER

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